„Ich habe all mein Hab und Gut in den Keller verbannt“, sagt Jasmin Mittag, Mitte 40, in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Aus dem Keller hat sie dann sehr wenige, ausgewählte Dinge in ihre Wohnung zurück nach oben geholt. Sehr wenige heißt: „Ich habe zunächst versucht, mit elf Dingen klarzukommen.“ Eine Zahl, die bereits mit den notwendigen Kleidungsstücken fast erreicht sei. „Ich merkte dann, dass schon so um die 50 Gegenstände notwendig sind, um die Grundbedürfnisse einigermaßen komfortabel abzudecken.“ Jasmin Mittag redet vom Minimalismus als Lifestyle – und scheint sich selbst gegenüber dabei überaus konsequent zu sein: Viele Minimalistinnen und Minimalisten setzten auf eine so genannte Hundert-Dinge-Challenge. „Dabei geht es um das systematische Verkleinern des eigenen Besitzes, bis am Ende 100 Gegenstände übrig bleiben.“
Nicht dogmatisch
Ob nun 11, 50, 100 oder vielleicht doch ein paar Gegenstände mehr – Minimalismus ist nicht dogmatisch, aber wirkungsvoll: Einer Online-Umfrage des Wissensportals Blueprint zufolge stehen (wenig überraschend) mehr Platz und Bewegungsfreiheit auf Rang eins der erzielbaren Effekte. Man stelle sich die eigene Wohnung vor, in der alles auf das absolut Nötigste reduziert ist – im Extremfall wird aus einer Rumpelkammer plötzlich ein komplett freier Raum. Vielleicht liegt dort fortan eine Yogamatte. Und sonst nichts.
Gut für den Geldbeutel – und die Umwelt
Auf dem zweiten Rang: Man spart Geld. Klar – wer sein Hab und Gut durch Minimalismus dauerhaft beschränkt, konsumiert auch nur minimal. Das schont das Portemonnaie. Nebenbei wird auch die Umwelt entlastet: Ein Gegenstand, der nicht gekauft wird und somit gar nicht erst hergestellt und um den Globus transportiert werden muss, hat die beste Klimabilanz überhaupt. Übrigens nimmt auch die Reizüberflutung in der Wohnung ab, wenn nicht alles vollsteht. Diese Punkte – Umweltschutz und der Schutz vor Reizüberflutung – stehen in der genannten Umfrage ebenfalls ganz weit oben.
Einfachheit und Fokus
Insgesamt geht es beim Minimalismus um Einfachheit. Darum, unnötige Dinge loszuwerden. Weg mit dem Ballast. Bezogen auf den Wohnraum heißt das nicht nur, dass man physisch entrümpelt, sondern auch geistig: Womit sind unliebsame Erinnerungen verknüpft? Weg damit. Es geht um den Fokus auf das, was wirklich absolut wichtig und gut für einen ist. Das bedeutet auch, dass man Dinge behält, die vielleicht „nur“ einen geistigen Nutzen haben. Und sei es ein abgenutztes Lieblingsstofftier aus der Kindheit, das weiterhin seinen Platz haben darf.
Foto: Roman Samborskyi | shutterstock
… MEHR