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Der Traum vom Leben am Wasser

16.05.2017

Städte wie Amsterdam oder London haben es vorgemacht: Großstadtrummel und Ruhe lassen sich verbinden. Gemeint ist das Leben auf Hausbooten, die – auf Liegestellen angewiesen – meist etwas abseits und doch urban gelegen sind. In Zukunft könnte der Trend nach Deutschland „überschwappen“. Zu den interessantesten deutschen Städten für Freunde der schwimmenden Eigenheime zählen Hamburg und Berlin, wo – anders als in den Niederlanden – das Leben auf dem Wasser noch nicht sehr etabliert ist. Entsprechend fehlen oftmals Erfahrungen, wie und wann ein Hausboot genehmigt werden kann und muss.

Zwei Hausbootarten

Grundsätzlich muss zwischen einem fahrbereiten Hausboot und einem Hausboot mit dauerhaftem Liegeplatz, einem „floating home“ unterschieden werden. Für fahrbereite Hausboote, deren Motor eine Antriebskraft von 15 PS übersteigt, wird ein Sportbootführerschein benötigt. „Floating homes“ sind in der Regel größer, unmotorisiert und müssen bei Bedarf von einem Transportboot geschleppt werden. Sie sind für einen permanenten Liegeplatz konzipiert und haben einen schwimmenden Unterbau.

Preis wird unterschätzt

Viele unterschätzen die Kosten für ein Hausboot. Oftmals wird davon ausgegangen, dass ein Hausboot billiger als ein Einfamilienhaus ist – schließlich benötigt ersteres kein eigenes Grundstück. Je nach Größe des Hausbootes kann das sogar stimmen. Für ein kleineres Hausboot sollten mindestens 60.000 Euro eingeplant werden. Bei größeren Objekten werden hingegen schnell dieselben Preise wie für Einfamilienhäuser verlangt. Wichtig zu beachten sind zusätzlich anfallende Gebühren wie Liegeplatzpacht und Instandhaltungskosten des Hausbootes. Auch ist die Versorgung mit Strom, Wasser und Internet nicht immer sichergestellt. Für die Verlegung der entsprechenden Leitungen können hohe Summen anfallen, zu denen sich zudem Kosten für Abwasser und Versicherungen gesellen. Handelt es sich nicht um ein Boot, sondern um ein schwimmendes Haus, ein „floating home“, ist zudem alle zehn Jahre eine Kontrolle der Schwimmfähigkeit des Unterbaus, der meistens aus Holz oder Beton besteht, notwendig. Die Unterhaltskosten sind die Tücke der Hausboote und „floating homes“, deswegen ist es wichtig, sich vorab genau zu informieren.

Bürokratie hoch drei

Das Gleiche gilt für den bürokratischen Aufwand, der für eine Erlaubnis zur Nutzung eines Hausboots nötig ist. Das Genehmigungsverfahren ist langwierig und kostenintensiv. Generell ist es deutlich einfacher, einen bereits vorhandenen Liegeplatz zu nutzen, als einen neuen zu beantragen. In einigen Städten sind zwar neue Hausboote erlaubt, allerdings nur unter einer Vielzahl von Bedingungen. In Berlin beispielsweise sind das jeweilige Bezirksamt, die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt für die Erteilung einer Erlaubnis zuständig. Auch die Lage ist entscheidend, denn befindet sich der Liegeplatz an einer Bundeswasserstraße, muss dafür gesorgt werden, dass die Schifffahrt nicht behindert wird. Dazu kommt, dass im Zuge der Erteilung einer Liegeplatzerlaubnis, wie beim Bau eines Hauses an Land, eine Baugenehmigung beantragt und – falls vorhanden – der Bebauungsplan des Umfelds beachtet werden muss. Wer sich für ein Leben auf dem Wasser begeistern kann, sollte sich daher im Vorfeld unbedingt der rechtlichen und baulichen Dimensionen bewusst sein, bevor der Traum vom Hausboot wahr werden kann.

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