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Eigentum bilden – ausgerechnet jetzt?

14.09.2020

Im Wirtschaftsteil der Tageszeitungen ist aktuell immer wieder von der Stabilität am deutschen Wohnimmobilienmarkt zu lesen. Aber bedeutet dies, dass jetzt ein guter Zeitpunkt ist, Immobilieneigentum zu bilden – oder sollten Interessenten nicht doch lieber abwarten, bis sich möglicherweise Preiskorrekturen einstellen?

Der gesamtwirtschaftliche Blick: Zeichen stehen auf Erholung
Mit einem Minus von 10,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal erlebte die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal 2020 einen nie dagewesenen Schock. Dies verwundert nicht, denn schließlich sorgte der Lockdown für geschlossene Geschäfte und verwaiste Büroetagen. Auch der Wohnungsmarkt korreliert über kurz oder lang mit der Wirtschaftslage – meistens treten die Effekte jedoch nicht synchron und nicht so stark auf.

Hinzu kommt, dass die Zeichen wieder auf Erholung stehen. Unter anderem geht das Bundeswirtschaftsministerium von einer raschen wirtschaftlichen Regeneration aus: Nach einem Minus von 5,8 Prozent für das Gesamtjahr 2020 erwarten die Analysten für 2021 wieder ein gesamtes Wirtschaftswachstum von 4,4 Prozent.

Der immobilienwirtschaftliche Blick: Wohnungen als stärkste Assetklasse
Ein Blick auf die professionelle Immobilienwirtschaft zeigt zudem: Die Bedeutung von Wohnimmobilien hat für Investoren stark zugenommen, selten wurden so viele Immobilien zugekauft. Der Hauptgrund liegt in ihrem ausgewogenen Risiko-Rendite-Mix. Während andere Anlageprodukte wie Aktien in der Krise äußerst volatil sind, zeigen sich keine Ausschläge bei den Miet- und Kaufpreisen für Wohnimmobilien. Dieses konstante Wachstum lässt sich auch im Segment der Privatanleger feststellen: Einer Analyse von F+B zufolge sind die Preise und Mieten um 6,1 Prozent zum Vorjahresquartal gestiegen. Hieran zeigt sich umso stärker die Robustheit auf den Immobilienmärkten auch in wirtschaftlich turbulenten Zeiten.

Der gesellschaftliche Blick: Wir leben im Jahrhundert der Städte
Noch wichtiger jedoch ist der Fakt, dass Immobilieninvestments in ausgewählten Städten und Metropolen vom Megatrend der Reurbanisierung profitieren. Wir leben im sogenannten Jahrhundert der Städte, und daran wird auch COVID-19 nichts ändern. Seit Jahren schon entstehen in Deutschland deutlich weniger Wohnungen, als eigentlich benötigt werden. Diese steigende Nachfrage ist höchstwahrscheinlich mit einer hohen Preisstabilität verbunden, woran auch Regulierungen wie die Mietpreisbremse wenig ändern.

Hinzu kommt noch, dass die Corona-Pandemie unsere Arbeitsgewohnheiten spürbar geprägt hat – Stichwort Homeoffice. Wenn die Wohnung für einen Teil der Gesellschaft auch langfristig zum Arbeitsmittelpunkt wird, rücken Lage und Wohnqualität nochmals stärker in den Fokus. Eine gut gelegene und hochwertige Immobilie kann sich daher sowohl für Eigennutzer als auch für Kapitalanleger nach wie vor lohnen.

Fazit: Besser nicht auf Preiseinbrüche warten
All diese Punkte zeigen, dass potenzielle Immobilienkäufer besser nicht auf allgemeine Preiseinbrüche warten sollten. Wer jetzt investiert, dürfte höchstwahrscheinlich von einem moderaten, aber konstanten Wertzuwachs profitieren. Sprunghafte Anstiege, wie sie zuletzt bei einigen Aktien verzeichnet wurden, sind auf dem Wohnimmobilienmarkt jedoch genauso wenig zu erwarten wie deutliche Abschwungtendenzen.

Foto: Andrey_Popov | shutterstock