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Haustierhaltung lohnt sich – emotional wie wirtschaftlich

16.06.2023

Für rund die Hälfte der Deutschen sind Haustiere – vor allem Hunde und Katzen – aus dem Leben nicht wegzudenken. Sie bereichern die Freizeit und werten das soziale Leben auf. Das gilt selbst für Berufshunde, die etwa bei der Polizei, in der Therapie oder bei Rettungsmissionen eingesetzt werden. Auch ihr Platz ist in der Regel im Haushalt und nicht mehr im Zwinger. Mit der zunehmenden gesellschaftlichen Wertschätzung von Haustieren steigt auch die gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung. Wir füttern unsere Lieblinge ja nicht nur, sondern versorgen sie mit Zubehör, lassen sie verarzten und betreuen, gehen mit ihnen zur Schule, versichern sie und lassen sie würdevoll bestatten. Noch mehr überraschende Erkenntnisse gibt´s im folgenden Blogbeitrag. 1)

Liebe zu Vierbeinern, Trend zum Mischling

In keinem anderen europäischen Land werden so viele Hunde (rund 10 Millionen) und Katzen (rund 15 Millionen) gehalten wie in Deutschland. Dennoch sind wir nicht die tierliebsten Europäer. Setzt man die Heimtierhaltung ins Verhältnis zur Bevölkerung – Tier pro 100 Einwohner -, so leben die meisten Hundefans in Polen und Portugal, die meisten Katzenliebhaber in Österreich und Frankreich. In Deutschland zeichnet sich wiederum ein Trend zum Zweithund und zur Zweitkatze ab. Allerdings muss es immer seltener ein Rassehund oder eine Edelkatze sein. Das hängt zum einen damit zusammen, dass die Bedeutung von Haustieren als Prestigeobjekt nachlässt. Zum anderen werden inzwischen rund ein Drittel aller Hunde und Katzen aus dem Tierschutz übernommen. Das heißt, sie stammen oft aus dem Ausland und sind in der Regel Mischlinge.

Die Katze schnurrt, die Wirtschaft brummt

Wie eingangs bereits angedeutet, lassen wir uns die Liebe zu Hund und Katze so einiges kosten und fördern damit einen nicht unbedeutenden Wirtschaftszweig. Immerhin beträgt sein Gesamtumsatz rund elf Milliarden Euro, umfasst circa 210.000 Vollzeitarbeitsplätze und macht 0.32 Prozent des deutschen BIP aus. 5.728 Millionen Euro flossen laut Schätzung 2018 in Futter und Zubehör. Da viele Menschen ihre Lieblinge mit rohem oder selbst zubereitetem Futter versorgen, Spielzeug und Autozubehör nicht im Zoohandel erwerben und Zäune oder Hütten selbst bauen, dürften die Ausgaben deutlich höher liegen – was Umfragen zu den monatlichen Ausgaben von Hunde- und Katzenbesitzern bestätigen.

Lieb und teuer

Im Vergleich zur Vorgängerstudie aus dem Jahr 2013 sind die Ausgaben für Tiergesundheit um 23 Prozent gestiegen, was auch damit zusammenhängt, dass sich die Veterinärmedizin weiterentwickelt und das wachsende Behandlungsangebot von den Tierhaltern angenommen wird. Auch die Behauptung, wir Deutschen seien Versicherungsfans, scheint nicht aus der Luft gegriffen. Im gleichen Zeitraum stiegen die Ausgaben für Tierversicherungen sogar um 40 Prozent auf 632 Millionen. Wenn auch insgesamt rückläufig, so umfassten die Ausgaben für die Heimtierzucht stattliche 590 Millionen Euro. Darüber hinaus verdienen Hundeschulen (circa 80 Millionen), Hundesitter (115 Millionen), Tierfriseure (zwischen 70 und 80 Millionen), Tierbestatter (ca. 70 Millionen) und nicht zuletzt der Staat durch die Hundesteuer (knapp 360 Millionen) jährlich an unserer Tierliebe.

Weil sie uns gut tun

Spätestens bei der Frage nach den sozialen Erträgen der Hunde- und Katzenhaltung wird es statistisch eher schwammig. Deshalb teilt die Studienautorin hier Erkenntnisse aus einer Befragung von 5000 Tierhaltern. Demnach hat sich bei 88 Prozent der Hundehalter und 83 Prozent der Katzenhalter die Lebenszufriedenheit durch die Anschaffung des Tieres erhöht. Hundehalter betonen zudem die positiven Auswirkungen der regelmäßigen Spaziergänge auf ihre Gesundheit sowie die neuen Bekanntschaften mit anderen Hundebesitzern. Katzen wiederum übertragen ihre Ruhe und Gelassenheit auf ihre Besitzer. Gemessen an den Summen, die wir jährlich in sie investieren, und unter Berücksichtigung der Pflichten und des Verzichts, die die Tierhaltung mit sich bringt, ist die Bilanz durchweg positiv: Sie sind es wert.

Foto: Mila Supinskaya | Adobe Stock


1) Die diesem Blogbeitrag zugrunde liegende Studie von Prof. Dr. Renate Ohr von der Universität Göttingen legt den Fokus auf Hunde und Katzen stammt aus dem Jahr 2019. Die hier genannten Daten sind also nicht ganz aktuell, aber die Autorin merkt an: “Die Anzahl der Hunde und Katzen in Deutschland hat sich in den letzten 10 – 15 Jahren nachweislich erhöht. Eine weiterhin anhaltende deutliche Zuwachsrate ist aber vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung eher nicht zu erwarten.” Die Ausgaben – insbesondere für Tiergesundheit und Versicherungen – steigen dennoch.