Ob Sie einen neuen Job in einer fernen Stadt annehmen oder einfach nur eine Immobilie erben, die Sie gleich wieder loswerden möchten: Die Gründe, weshalb Menschen ein Eigenheim veräußern, sind vielfältig. Ist die Entscheidung getroffen, stehen Sie schon vor der nächsten entscheidenden Frage: Wie verkauft man das Wohneigentum möglichst rentabel?
Bei einem klassischen Verkauf sollte das Objekt zunächst von einem Gutachter geprüft und alle relevanten Objektinformationen wie Alter und Grundstücksgröße herangezogen werden, um den Sachwert zu ermitteln. Das ist jedoch nur der erst Schritt. Anschließend wird der Sachwert in Relation zum Markt vor Ort gesetzt, also dem „Konkurrenzangebot“ und der Nachfrage. Mithilfe des Vergleichswertverfahrens kann so der bestmögliche Verkaufspreis ermittelt werden. Was viele nicht wissen: Neben dem herkömmlichen Verkauf per festgelegtem Fixpreis gibt es noch zwei weitere Vermarktungsstrategien, die darauf abzielen, auch unerfahrenen Verkäufern einen guten Preis für ihr Objekt zu bringen.
Vermarktungsstrategie für unerfahrene Privateigentümer
Mit steigendem Alter der Immobilie nimmt ihr Sachwert ab. Je nach Zustand und Sanierungsbedarf kann der aktuelle Verkaufspreis daher vom ursprünglichen Kaufpreis abweichen. Aber auch die Marktgängigkeit wirkt sich auf den potenziellen Verkaufspreis aus. Wer gerne selbstständig handeln möchte und nicht über den Wert seiner Immobilie Bescheid weiß, der kann auf die Vermarktungsstrategie des Bieterverfahrens zurückgreifen. Hierbei holt sich der Verkäufer schriftliche Gebote von Interessenten ein und kann vor Ablauf einer vorab festgelegten Frist in eine Endverhandlung mit potenziellen Käufern eintreten. Je mehr Interessenten an der Versteigerung teilnehmen, desto größer ist die Aussicht, dass ein guter Preis erzielt werden kann. Auch wenn Ähnlichkeiten zu Auktionen oder Zwangsversteigerungen vorhanden sind, so handelt es sich beim Bieterverfahren um eine Verkaufsmethode eigener Art, die für Eigentümer eine Alternative zum herkömmlichen Verkaufsprozess darstellt. Der Ablauf des Bieterverfahrens kann vom Verkäufer individuell abgewickelt werden, da es keine rechtlichen Vorgaben gibt. Wie bei einem regulären Immobilienverkauf kann das Objekt zunächst angeboten werden. Anstelle einer konkreten Preisangabe gibt der Verkäufer jedoch nur eine Preisvorstellung an.
Käufer beim Bieterverfahren unter Druck
Für Privateigentümer kann das Bieterverfahren aufgrund der harten Konkurrenzsituation zwischen den Kaufinteressenten durchaus vorteilhaft sein – Käufer hingegen können schnell zu ihrem Nachteil handeln. So kann es vorkommen, dass allzu aggressiv bietende Interessenten unter dem starken Bieterdruck höhere Angebote abgeben, als es die vereinbarte Finanzierung durch die Bank (eigentlich) erlaubt. Hinzu kommt, dass manche Bieter eine eigene Prüfung oder Begehung des Objekts durch einen Fachmann häufig unter den Tisch fallen lassen und stattdessen lieber „die Katze im Sack kaufen“. Für den Käufer kann es daher manchmal zu einem bösen Erwachen kommen.
Gewinnmaximierung durch freiwillige Auktionen
Für besondere Objekte in guter Lage kann sich statt eines Bieterverfahrens eine freiwillige Auktion eignen. In diesem Fall übernimmt ein bestellter Auktionator die Vermarktung des Objekts. Nach einem Wertgutachten wird dem Eigentümer ein Mindestwert genannt, der zugleich den Startpreis für die Auktion darstellt. Geboten wird dann in Schritten von 200, 1.000 oder 2.500 Euro. Anders als das Bieterverfahren sind freiwillige Auktionen rechtlich geregelt. Informationen über die Wohnimmobilie müssen öffentlich zugänglich sein, damit sich potenzielle Interessenten vorab im Internet oder beim Ordnungsamt über das Objekt informieren können. Hinzu kommen Besichtigungen im Vorfeld der Auktion, die von den Interessenten unbedingt wahrgenommen werden sollten, um überraschende Sanierungs- und Renovierungskosten zu vermeiden. Denn die Immobilien werden gekauft wie gesehen.
Zusätzliche Kosten für Verkäufer
Der Lohn für die Organisation des Verfahrens sowie das Wertgutachten wird individuell zwischen Verkäufer und Auktionator ausgehandelt. Der Kostenanteil beläuft sich in der Regel auf einen einstelligen Prozentbereich des Verkaufspreises.
Die eigene Methode finden
Jede Verkaufsstrategie birgt Vor- und Nachteile. Daher gilt es für den Verkäufer, eine individuell passende Methode zu finden. Eine Vorbereitung durch den Besuch anderer Auktionen oder das Studieren anderer Immobilienangebote können den Eigentümer bei diesem Prozess unterstützen. Insbesondere Erstverkäufer sollten sich Meinungen von außerhalb einholen und sich Zeit bei der Verkaufsabwicklung lassen, um nicht versehentlich einen Verkauf unter Wert abzuwickeln.FOTO: Brian Jackson – Fotolia.com