Der Krieg in der Ukraine ist nicht nur menschlich eine Tragödie. Er sorgt auch für starke wirtschaftliche Verwerfungen. Die stark steigenden Energiepreise machen deutlich: Deutschland ist nach wie vor abhängig von fossilen Brennstoffen. Die Energiewende muss her – und zwar schnell. Doch welche Anforderungen stellt dieses Ziel an die Bauherren, welche Maßnahmen setzt die Regierung jetzt durch und welche Alternativen gibt es bereits jetzt für Eigentümer?
Mehr Anforderungen versus steigende KostenGesetzliche Maßnahmen für höhere Energiestandards sind bereits jetzt zahlreich. Allerdings sind diese mit dem Wegfall bisheriger Förderungen verbunden. Beispielsweise ist ab dem Jahr 2023 das KfW-Effizienzhaus 55 ungeförderter Standard für den Neubau. Dazu kommt, dass 2024 jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden soll – ein Verbot für neue Öl- und Gasheizkessel ist bereits für 2026 geplant. Mit anderen Worten: Die Anforderungen im Neubausegment steigen enorm.
Zudem erfährt die Branche angesichts starker Lieferengpässe und einer gedrosselten Stahlproduktion massive Einschränkungen. Problematisch sind diese Entwicklungen vor allem, da dadurch die notwendigen Bauleistungen ebenfalls teurer werden – im Durchschnitt des Jahres 2021 stiegen die Preise für den Neubau um 9,1 Prozent.
So sind beispielsweise die Preise für Konstruktionsvollholz und Betonstahl im Jahr 2021 verglichen mit dem Vorjahresdurchschnitt um 77,3 Prozent beziehungsweise 53,2 Prozent gestiegen – die stärksten Preisanstiege seit 1949. Auch das für den Heizungsbau nötige Halbzeug aus Kupfer und Kupferlegierungen verteuerte sich um 26,9 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahresdurchschnitt.
Alternativen zu Öl und GasNicht nur die Kostenfrage treibt Bauherren und Immobilienbesitzer um. Denn für die Frage, welche Heizungsanlage statt Öl- und Gaskessel eingebaut werden sollte, gibt es keine Universallösung. Dies gilt für den Neubau und vor allem auch für den Austausch von bestehenden Anlagen, die teilweise vor Jahrzehnten eingebaut wurden und vom heutigen Standard weit entfernt sind.
Wenn eine Anlage ausgetauscht wird, muss von Fall zu Fall die beste Lösung gefunden werden. Die möglichen Alternativen sind zahlreich. Wärmepumpen beispielsweise bieten sich als langfristige Variante auch aufgrund der Klimapläne des Staats besonders an. Da die Heizeffizienz von Wärmepumpen allerdings von einer guten Dämmung abhängig ist, könnten bei unsanierten Gebäuden zusätzliche Maßnahmen anfallen. Für Eigentümer von Ein- und Mehrfamilienhäusern empfiehlt es sich deshalb, den Wärmeschutz der Immobilie zunächst ordnungsgemäß prüfen zu lassen.
Eine andere umweltschonende Alternative ist die Fernwärme. Wer diese in Erwägung zieht, sollte insbesondere darauf achten, ob die Anlage tatsächlich mit erneuerbaren Energien versorgt wird – andernfalls ist die Schonung der Umwelt nicht gegeben. Außerdem gibt es deutschlandweit kein flächendeckendes Fernwärmenetz, sodass Hauseigentümer außerhalb von Metropolregionen zunächst prüfen müssen, ob ein Anschluss überhaupt möglich ist.
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