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Was ist ein Quartier und wie wird daraus ein Wohlfühl-Viertel?

18.11.2022

Im Prinzip beschreibt der Begriff Quartier ein Stadtviertel beziehungsweise eine Stadt in der Stadt. Das ist nicht neu. Jeder kennt gewachsene Viertel, in denen über Jahrzehnte eine ganz eigene Identität entstanden ist. Wer dort lebt, arbeitet oder ausgeht, weiß die prägenden Eigenheiten zu schätzen. Angesichts der Wohnungsknappheit in Deutschland entstehen derzeit viele völlig neue Quartiere – etwa durch Nachverdichtung, Umwidmung von ehemaligen Gewerbestandorten oder auf neuem Baugrund. Dennoch werden daraus nicht automatisch Wohlfühl-Viertel. Wie Projektentwickler beste Voraussetzungen für ein gelungenes Quartier schaffen, haben wir im folgenden Blogbeitrag zusammengefasst.

Neue Akzente für das vertraute Stadtbild
Ein Quartier ist Bestandteil der Städteplanung und damit sowohl von ästhetischer als auch infrastruktureller Relevanz. Ein neues Stadtviertel sollte im Stadtbild nicht wie ein Fremdkörper wirken, weshalb Feingefühl für Baukultur und städtische Geschichte unabdingbar sind. Dennoch darf und sollte es mit Besonderheiten aufwarten. Schließlich gilt es bauliche Akzente zu setzen, die in die Zukunft tragen. Fachwerkhäuser, so charmant sie auch sein mögen, sind aus gutem Grund kein Baustandard mehr. Neues mag gewöhnungsbedürftig sein, aber das gilt es zu akzeptieren. Selbst den Eiffelturm mussten die Pariser schätzen lernen. Ursprünglich sollte er nach der Weltausstellung 1889 wieder abgebaut werden. Heute ist er das Wahrzeichen von Paris.

Eine durchdachte Intrastruktur
Ein neues Viertel braucht eine eigene Infrastruktur, die sich sinnvoll an die Stadt angliedert. Das gilt für die Wasser- und Abwasserversorgung ebenso wie für Beförderungssysteme, Einkaufsmöglichkeiten, Freizeit- und Bildungseinrichtungen, schnelles Internet, Sportanlagen, ärztliche Versorgung, Kinderbetreuung und Seniorenunterkünfte. Im Idealfall gibt es für die Bewohner des Viertels alles, was sie zum täglichen Leben brauchen. Gleichzeitig muss eine gute Anbindung an die Innenstadt gewährleistet sein. Lebensweisen und Biografien verändern sich und damit auch die Bedarfe. Das gilt es einzuplanen.

Fokus auf ökologische Nachhaltigkeit
Klimafreundliches Bauen ist angesichts des hohen CO2-Ausstoßes im Gebäudesektor das Gebot der Stunde. Auch und gerade beim Bau eines Quartiers. Wesentliche Stellschrauben sind dabei die Verwendung klimaschonender Baustoffe – etwa natürliche Rohstoffe oder recycelte Materialien -, der Einbau eines umweltfreundlichen, energiesparenden Heizsystems sowie eine wirkungsvolle Dämmung. Wenn zudem die Verkehrsinfrastruktur mit Rad- und Fußwegen, guter ÖNVP-Anbindung und Carsharing Angeboten die Nutzung des privaten Pkw überflüssig macht, kann die Umwelt einmal mehr aufatmen. Gleichzeitig steigen so die Chancen, ganz selbstverständlich Kontakte zu knüpfen – also für soziale Nachhaltigkeit.

Fingerspitzengefühl für das soziale Gefüge
Bei der Quartiersentwicklung spielen das Gemeinwohl und eine generelle Akzeptanz eine entscheidende Rolle. Erfahrene Initiatoren haben verstanden, dass der Dialog mit den Stakeholdern – vor und während der Bauphase als auch nach dem Bezug – ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist. Sie suchen daher ganz bewusst den Austausch mit Städteplanern, Anwohnern, Genossenschaften sowie NGOs. Gelingt es, ein gemeinsames Verständnis für das Projekt zu entwickeln und eine Win-win-Situation für alle Beteiligten zu schaffen, sind die Voraussetzungen für ein Viertel mit hohem Beliebtheitsfaktor ideal.

Foto: VOJTa Herout | shutterstock