Seit Jahren hinkt der Gebäudesektor den Zielen des Klimaschutzgesetzes hinterher. Erst Ende August hatte der Expertenrat für Klimafragen erneut gewarnt, dass man bis 2027 mit einer fortgesetzten Verfehlung rechne. Allerdings liegt der Fokus aktueller Klimaschutzstrategien ausschließlich auf Eigentümern und Produzenten von Gebäuden. Eine Studie hat sich nun mit den Mietern befasst. Ob und in welchem Umfang Mieter bereit sind, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, erfahren Sie in diesem Blogbeitrag.
Bislang ausgeblendet: Mieter und ihr Potenzial in puncto KlimaschutzDas Ziel ist klar: Bis zum Jahr 2030 sollen Deutschlands Treibhausgasemissionen um 65 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 gesenkt werden. Da ein Drittel der gesamten Energie im Gebäudebereich verbraucht wird, liegt dort ein wesentlicher Hebel. Diesen versucht der Gesetzgeber durch Aufklärung, die Definition von Mindeststandards und finanzielle Förderung auch zu nutzen. Allerdings setzt er bislang nur beim Bausektor und bei den Eigentümern an. Die Zielgruppe der Mieter lässt er bislang außen vor, und das im – gemäß Statistischem Bundesamt – Mieterland Nummer eins in der EU.
Mieter stehen zu ihrer MitverantwortungWie hoch ist die Bereitschaft von Mietern, ihren Teil zum Klimaschutz beizutragen? Das wollte die noventic group wissen und hat bei der TU Darmstadt eine Studie in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse sind gleichermaßen verblüffend wie mutmachend: 45 Prozent der insgesamt 1.000 befragten Mieter sehen die Verantwortung für den Klimaschutz bei sich und 54 Prozent betrachten sich als wesentlichen Verursacher von CO2-Emissionen. Mehr als zwei Drittel sind davon überzeugt, dass effizienter Klimaschutz in der Wohnungswirtschaft ohne ihr Mitwirken unmöglich ist. In den Umfrageergebnissen spiegelt sich zweierlei wider: das deutlich gestiegene Umweltbewusstsein und die hohe Bereitschaft, den Klimaschutz mitzugestalten.
Gute Gründe für neue StrategieansätzeAus den Ergebnissen der Studie leiten die Autoren zwölf Implikationen für Strategien des mieterbezogenen Klimaschutzes ab. Darin stellen sie unter anderem die Außerachtlassung der Mieter als nicht mehr zeitgemäß dar und empfehlen deren stärkeren Einbezug. Zumal den Mietern bewusst ist, dass sie durch ihr Verhalten bei der Wärmeerzeugung zum Erfolg des Klimaschutzes beitragen können. Zusätzliches Potenzial kann durch ökonomische Anreize und – insbesondere für die junge Zielgruppe – durch die Digitalisierung der Wärmesteuerungssysteme gehoben werden. Hilfreich wären zudem bessere Verbrauchsinformationen, ein konsequentes Monitoring sowie ein Schulterschluss zwischen Mietern und Eigentümern im Hinblick auf Klimaschutzmaßnahmen.
Abschließend empfehlen die Autoren eine tiefere Auseinandersetzung mit den Implikationen ihrer Arbeit durch die Bundesregierung sowie eine praktische Umsetzung der Ergebnisse.
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