Mieter

WERTGRUND-Mieterreport #1: Mietsteigerungen unter dem Inflationsniveau

01.08.2019

Steigende Mieten und chronischer Wohnungsmangel beschäftigen Bürger, Politiker und Wohnungswirtschaft gleichermaßen. Vor allem in den Großstädten sind infolge von Zuzug und vernachlässigtem Neubau die Angebotsmieten in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Im Durchschnitt kostet der Quadratmeter Wohnfläche für eine 80 Quadratmeter große Wohnung dort inzwischen zwölf Euro kalt – das hat die Online-Plattform Immobilinenscout24 herausgefunden.

Angebotsmieten und Bestandsmieten unterscheiden sich deutlich

Das ist aber nur die halbe Wahrheit, denn diese Zahlen beziehen sich auf Angebote von Neuvermietungen. Ganz anders sieht es aus, wenn man einen Blick auf den gesamten Vermietungsmarkt in Deutschland wirft: Denn zum einen leben die meisten Menschen nicht in den Metropolen oder in angesagten Innenstädten, sondern in kleineren Städten und ländlichen Gemeinden. Zum anderen sucht auch nicht jedermann eine neue Wohnung.

Tatsächlich wohnen die meisten Mieter durchschnittlich seit rund elf Jahren in ihrer Wohnung, wie kürzlich auch unser aktueller WERTGRUND-Mieterreport in Kooperation mit dem Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) ergab. Demnach kostet die Warmmiete in Deutschland im Durchschnitt 690 Euro pro Wohneinheit – verteilt über alle Wohnungsgrößen. Bei der vorherigen Befragung im Jahr 2016 lag der durchschnittliche Mietzins bei 673 Euro. Demzufolge sind die Mietkosten insgesamt in Deutschland in diesem Zeitraum nur um 2,5 Prozent gestiegen -Allensbach zufolge etwas weniger als die allgemeine Inflationsrate, die 2017 bei 1,5 Prozent und 2018 bei 1,8 Prozent lag.

Keine finanzielle Überbelastung für die Mehrheit der Deutschen

In den fünf größten Städten liegt die durchschnittlich gezahlte Warmmiete bei 750 Euro und ist seit 2016 um 3,4 Prozent gestiegen. Im ländlichen Raum sind die Mieten zwar geringer, sind aber mit 4,7 Prozent stärker gestiegen als in den Städten. Auf dem Land zahlt man aktuell durchschnittlich 708 Euro Warmmiete. Eine finanzielle Überbelastung ergibt sich daraus im Allgemeinen nicht: Der Umfrage zufolge empfinden nur 37 Prozent aller Bewohner in den fünf größten Metropolen ihre Kaltmiete als große oder sehr große Belastung. In den ländlichen Gebieten ist der Anteil mit 45 Prozent höher.

Das Fazit der Wissenschaftler: Dass viele Mieter seit Langem in ihren Wohnungen leben, wirkt sich dämpfend auf die Preisentwicklung aus. Nur wer eine neue Wohnung sucht, muss sich auf entsprechende Mietpreissteigerungen einstellen.

Foto: Fokusiert | iStockphoto