Der Wohnungsbau ist einer der dynamischsten Wirtschaftszweige in Deutschland. Das galt sogar für das Coronajahr 2020, in welchem dem Statistischen Bundesamt zufolge 306.376 Wohnungen fertiggestellt worden waren. Das waren 4,6 Prozent mehr als im Jahr 2019. Einen höheren Wert hatte es zuletzt nur 2001 gegeben – damals waren es 326.187 Wohnungen. Trotzdem: Das Ziel der scheidenden Bundesregierung, jährlich 375.000 Wohnungen zu bauen, wurde deutlich verfehlt.
Daher bleibt der Mangel an Wohnraum enorm – vor allem in den Großstädten. Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt fordert, dass in Deutschland bis zum Jahr 2025 1,5 Millionen neue Wohnungen gebaut werden – und meint vor allem “bezahlbare” und Sozialwohnungen. Die neue Bundesregierung wird also entsprechende Akzente setzen müssen, denn das im Frühjahr 2021 eingeführte Baulandmobilisierungsgesetz ist bisher noch wirkungslos. Ziel hierbei ist, schneller und einfacher öffentliche Flächen bereitzustellen, um mehr Neubau zu ermöglichen.
München hat kaum noch PlatzDas Flächenproblem ist in München am größten. Dort sind gemäß dem Bayerischen Landesamt für Statistik bereits drei Viertel der 310 Quadratkilometer “Siedlungs- und Verkehrsflächen”, dazu zählen auch Grünanlagen. Heißt: In Bayerns Landeshauptstadt gibt es kaum noch Platz für Neubauten – entsprechend verteuern sich die Mieten für Bestandswohnungen.18,48 Euro pro Quadratmeter beträgt der aktuelle Durchschnittspreis in München. In Berlin mit 70 Prozent Siedlungs- und Verkehrsflächen müssen nur 13,69 Euro je Quadratmeter gezahlt werden. In Hamburg liegt der Preis bei 13,50 Euro. Dort zählen 60 Prozent zur Siedlungs- und Verkehrsfläche, allerdings gibt es in der Hansestadt auch mehr Wasserflächen als in den beiden anderen Metropolen.
Doch es gibt eine Stadt, von der bisher noch nicht überall bekannt ist, dass dort der Wohnungsmangel eklatant ist: Leipzig. Die Einwohnerzahl der bei jungen Leuten beliebten sächsischen Metropole stieg seit 2016 um 4,6 Prozent an. Die Zahl neuer Wohnungen wuchs im selben Zeitraum allerdings nur um 2,8 Prozent, wie die FAZ in einer Umfrage in den zehn größten Städten ermittelte.
Möglicherweise sorgt aber eine Folge der Coronakrise für eine Entzerrung des Wohnungsmarkts. Immer mehr Menschen arbeiten im Homeoffice und sind daher nicht mehr darauf angewiesen, ihren Lebensmittelpunkt in einer Großstadt zu haben. Ruhige, grüne Wohnorte jenseits der Metropolen werden bevorzugt – wenn dort die Infrastruktur stimmt. Dieser Trend könnte für die Belebung des ländlichen Raums sorgen und den Druck von den Großstädten nehmen. Der Wohnungsmarkt befindet sich in einer Zeit des Umbruchs.