Geflutete Keller, zerstörtes Mobiliar und kaputte Rohre – die jüngsten Ereignisse in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen haben gezeigt, dass selbst Städte und Dörfer abseits von Flüssen vom Hochwasser betroffen sein können. Haus und Hof können massiv beschädigt oder vollkommen zerstört werden. Welche Stellen im Haus besonders anfällig sind und wie Eigentümer sich rüsten können, erfahren Sie hier.
Schwachstellen ausfindig machenIm ersten Schritt ist es sinnvoll, Schwachstellen am Haus ausfindig zu machen. Dazu gehört insbesondere die Lage des Grundstücks. Am Hang mit starker Neigung oder am Fuß einer Senke ist die Gefahr größer, da sich durch die Schieflage das Wasser dort schneller ansammelt. Das mit Abstand größte Gefahrenpotenzial birgt jedoch der Keller. Denn einerseits kann Hochwasser oder Starkregen das Untergeschoss in sehr kurzer Zeit fluten. Gleichzeitig steigt ebenfalls das Grundwasser, welches nach oben gedrückt wird und wiederum in den Keller läuft. Andererseits können durch den Wasserdruck zudem veraltete Ölheizungen platzen. Es ist deshalb ratsam, die Heizungsrohre überprüfen zu lassen – sonst läuft im Zweifelsfall neben Wasser auch Öl in den Keller. Weitere Gefahrenstellen sind die Kellerfenster. Abhilfe schaffen können Fenster aus Acrylglas, die auch hohem Wasserdruck standhalten, und Blendrahmen. Zudem ist es ratsam, die Lichtschächte zu erhöhen. Wichtig: Die Fenster sollten wasserdicht (Schutz für mindestens 24 Stunden) und nicht nur wasserbeständig (es dringt trotzdem Wasser ein) sein. Ein wasserdichtes Fenster hat bei einem Hochwasser nur einen Nutzen, wenn auch der Bereich zwischen Laibung und Rahmen dicht ist.
Abdichten, abdichten, abdichtenSind sämtliche Schwachstellen einmal identifiziert, gilt es, vorkehrende Maßnahmen zu ergreifen. Grundsätzlich ist ein großes Problem bei Hochwasser und Starkregen, dass die Wassermassen innerhalb kürzester Zeit die Straßen fluten, weil die Gullys überlastet sind. Dadurch laufen beispielsweise auch öffentliche Rückstaubecken schnell voll, sodass das Abwasser über die Kanalisation zurück in die Häuser fließt. Eine Möglichkeit, um das zu verhindern, sind Rückstauverschlüsse für Rohre, die sich problemlos sowohl bei Neu- als auch bei Altbauten integrieren lassen. Zusätzlich können in den Pumpensümpfen des Kellers Tauchpumpen installiert werden. Bei Hochwasser beginnt das Abpumpen ab einem bestimmten Wasserstand automatisch. Um das Eindringen des Wassers durch Kellerfenster und Schächte zu verhindern, können von außen Sandsäcke oder – etwas günstiger – Polymersäcke davorgelegt werden, die Wasser aufsaugen. Ein weiterer hilfreicher Trick ist, das Wasser mit kleinen Bauten oder Wasserspeichern umzuleiten. Beispielsweise sorgen Dächer über dem Kellerabgang oder Regentonnen dafür, dass das Wasser aufgefangen wird – das verzögert den Abfluss. Von außen schirmen Mauern und Erdwälle die eigenen vier Wände vor den Wassermassen ab. Dabei ist allerdings zu beachten, dass diese das Nachbargrundstück nicht gefährden dürfen. Das bedeutet, dass das Wasser noch auf dem eigenen Grundstück abfließen oder versickern sollte.
ElementarschadenversicherungDie Elementarschadenversicherung sichert Schäden ab, die durch Naturgefahren verursacht wurden. Hierzu zählen je nach Vertrag Starkregen, Überschwemmung, Hochwasser, Schneedruck, Lawinen, Erdsenkung, Erdbeben und Vulkanausbruch. Abschließen kann man diese Versicherung ausschließlich als Zusatz im Rahmen der Wohngebäude- oder Hausratversicherung – mit jeweils unterschiedlichen Ausführungen.
Mit der Wohngebäudeversicherung werden die Kosten für die Reparaturen im und am Haus sowie der Garage versichert. Zusätzlich stehen den Versicherten die Trockenlegung, Sanierung und der eventuelle Abriss des Gebäudes zu. Außerdem wird unter Umständen der Bau eines gleichwertigen Hauses ermöglicht. Ein besonderes Augenmerk sollte beim Abschluss der Zusatzversicherung auf dem Wert des Hauses liegen – dieser sollte gegenüber der Dachversicherung auf Aktualität geprüft werden. Ansonsten ist es möglich, dass die Versicherung nach dem Schaden die Zahlungen kürzt.
Die Hausratversicherung bietet hingegen eine Versicherung des gesamten Inventars sowie dessen Wiederbeschaffungspreis, wenn Haus und Hof vollständig zerstört wurden. Hierbei sollte unbedingt beachtet werden, ob die Versicherungssumme ebenfalls den Hausrat auf dem Dachboden und im Keller einbezieht. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann die Versicherungssumme über einen Pauschalbetrag je Quadratmeter Wohnfläche festlegen und großzügig aufrunden.
Was die Selbstbeteiligung betrifft, gibt es für beide Optionen Spielraum. Es kommt also darauf an, nach möglichen Angeboten zu fragen und die passende Wahl zu treffen.
Selbstschutz steht an erster StelleIn erster Linie darf jedoch der Selbstschutz nicht zu kurz kommen. Alle wichtigen Dokumente sollten möglichst in Kopie zum Beispiel in einem Bankschließfach verwahrt und wertvolle Gegenstände an einem sicheren, möglichst hoch gelegenen Ort gelagert werden. Zum anderen kann die Anschaffung eines batteriebetriebenen Radios, einer netzunabhängigen Notbeleuchtung und Kochgelegenheit in Notsituationen sehr hilfreich sein. Denn allgemein gilt: Völlige Schadensvermeidung ist in seltenen Fällen möglich – es geht um Schadensbegrenzung.