Deutschland hat in vielen Ländern der Welt einen guten Ruf: Zahlreiche Menschen suchen derzeit hierzulande Schutz vor Krieg und Verfolgung. Da jeder von ihnen eine Wohnung braucht, bleibt der Zuzug für den Wohnungsmarkt nicht ohne Folgen. Während der Zuzug an einigen Standorten die Mieten nach oben treibt, kann er für strukturschwache Regionen eine große Chance sein. Das zeigt die Studie „Der Einfluss der Flüchtlingskrise auf die größten deutschen Immobilienmärkte“ des Real Estate Management Instituts der European Business School (EBS).
Wohnungsmärkte im Ruhrgebiet profitieren von Flüchtlingen
Die Experten der EBS berechneten zunächst den voraussichtlichen Bevölkerungszuwachs durch die Flüchtlinge in den fünfzig bevölkerungsreichsten Städten Deutschlands. Daraus leiteten sie ab, wie dieser Zuwachs die Mieten der Wohnungen in den Städten aller Voraussicht nach beeinflussen wird.
Demnach werden die Wohnungsmärkte in Ludwigshafen, Essen und Dortmund am meisten vom Zuzug der Flüchtlinge profitieren. In diesen Städten wird die Bevölkerung um 3,5 Prozent (Dortmund) bis 4,2 Prozent (Ludwigshafen) zunehmen. Da die Flüchtlinge vor allem in leerstehende Wohnungen ziehen werden, wird Leerstand abgebaut, ohne dass es zu Mietsteigerungen kommt. In der Folge wird die Marktstabilisierung hier besonders hoch sein. Auch Stuttgart und Mannheim werden voraussichtlich von einer Marktstabilisierung durch Leerstandsabbau profitieren. Bei den Städten, die als Gewinner des Flüchtlingszuzugs gelten, liegen sie auf den Plätzen vier und fünf.
Höhere Mieten in Bonn, München und Frankfurt
Der Studie zufolge werden die Mieten für Wohnungen aber am stärksten in jenen Städten steigen, die bereits einen geringen Leerstand bei hoher Nachfrage verzeichnen. Am deutlichsten ist dies in Bonn zu beobachten: Der erwartete Bevölkerungszuwachs durch die Flüchtlinge von 6,6 Prozent wird die Mieten um 7,7 Prozent in die Höhe treiben. In München steigen die Mietpreise der Prognose zufolge um 6,2 Prozent und in Frankfurt am Main um 5,9 Prozent. In Hamburg wird die Miete durch den Zuzug der Flüchtlinge voraussichtlich um 5,7 Prozent steigen, in Mainz um vier Prozent.
Studie: 1,5 Millionen dauerhaft bleibende Flüchtlinge wahrscheinlich
Bei ihren Prognosen setzen die Wissenschaftler unter anderem voraus, dass Flüchtlinge sich dort ansiedeln, wo bereits viele ihrer Landsleute ansässig sind, wo Wohnungen zur Miete relativ erschwinglich sind und der Arbeitsmarkt Perspektiven bietet. Die Experten der EBS gingen als wahrscheinlichstes Szenario von 1,5 Millionen Flüchtlingen aus, die dauerhaft in Deutschland bleiben. Sie können sich dann hier niederlassen, wenn ihr Asylantrag nicht abgelehnt wird. Falls sie auf dem freien Wohnungsmarkt in ihrer Stadt keine Wohnung finden, unterstützt sie das Jobcenter.
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